Solistencocktail

Lahr. (hai) Musikalisches Fingerspitzengefühl, Virtuosität, Leidenschaft, technische Brillanz und eine Prise Humor – mit diesen Zutaten mixte die Stadtkapelle Lahr am Sonntag in ihrer Soirée einen besonderen Solistencocktail.
Drei große Solokonzerte bildeten die Säulen dieses facettenreichen Konzertabends in der vollbesetzten Konzerthalle „Altes Scheffel“. Der zwölfjährige Norwin Hahn eröffnete mit seiner Posaune das erstklassige Solokonzert mit dem „Concert pour Trombone“ von Nicolai Rimsky-Korsakov. Mit seinen jungen Jahren ist Norwin Hahn bereits Träger des Maria-Paijmans-Kania-Musikkulturpreis und rechtfertigte diese Auszeichnung eindrucksvoll mit seiner Interpretation, Musikalität und technischem Können. Bernd Oswald, gerade 14 Jahre, widmete sich Gerhart Bancos „Concertino für Tenorhorn“, das teilweise recht asiatisch anmutete und dem jungen Solisten scheinbar auf dem Leib zugeschnitten war. Die Tuba, oftmals nur als begleitendes Bassinstrument eingesetzt, hat brillante Qualitäten, wie Christopher Büttner mit dem „Concertino für Tuba“ von Franz Watz bewies und ihren Anspruch als Soloinstrument bekräftigte. Alle drei Solisten werden Ende April zusammen mit der Stadtkapelle und diesen Werke beim Solistenwettbewerb des Bundes Deutscher Blasmusikverbände antreten, die Vorpremiere ist bestens gelungen.
Doch bevor Norwin Hahn zu seiner Posaune greifen konnte, „kämpfte“ die Stadtkapelle mit einem recht eigenwilligen, verwirrten und egozentrischen Solisten: Dirigent Joachim Volk gab humorvoll und mit Augenzwinkern den „Kuck-Kuck“ aus dem „Krapfenwaldl“, der scheinbar den Mann am Taktstock, kurzerhand von Vizedirigent Roland Kopp übernommen, mit seiner eigenwilligen Interpretation zur Weißglut brachte. Das Orchester lies sich jedoch nicht von einer feinen Polka abhalten, die jedem Neujahrskonzert gerecht geworden wäre. Mit feinem Humor und großem Fingerspitzengefühl spickte Musikdirektor Joachim Volk zwischen den großen Konzerten das Programm mit kleinen Solostücken. Da begeisterte ein Schreibtischtäter (Joachim Bader) auf seiner altmodischen Schreibmaschine, zwei „Finken“ (Heike Tafler und Stephanie Volk) zwitscherten auf ihren Piccoloflöten, ein „Radfahrer“ (Thorsten Manthey) legte Stopp ein und brillierte mit seiner Fahrradklingel, Trompeten (Ralph Brucker, Oliver Kollmer, Roland Kopp) begeisterten mit „Bugler’s Holiday“ und letztlich zeigten drei „Schreiner“ (Michael Moser, Joachim Bader, Andreas Fürstenberger) auf Sandpapier ihr musikalisches Talent. Einen süßen Nachschlag gab es von dem Klarinettenregister mit „Clarinet Candy“. Insgesamt drei Zugaben forderte das Publikum, dem mit großer Begeisterung der Solistencocktail mundete. Eindrucksvoll zeigte die Stadtkapelle, wie sich ihr hohes Niveau in den einzelnen Registern und Solisten widerspiegelt. Die Kapelle nahm sich zurück, überzeugte mit einfühlsamer und gefühlvoller Begleitung und bewies gerade dadurch ihr exzellentes Spielkönnen.